Sonntag, 7. September 2008

Karpaten (Ukraine)

Nach dem tollen Aufenthalt in Chernivtsi wollten wir als nächstes in den Karpaten National Park in der Ukraine und hatten uns dort als Ausgangspunkt das kleine 80km entfernte Örtchen Kolomiya ausgesucht. Leider war das jedoch gar nicht so einfach dorthin zu kommen, vor allem an einem Freitagnachmittag, an dem, so erschien es uns, jeder die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen wollte. Busse fuhren, aber mit unserem Gepäck hätten wir das in dem Gequetsche nicht überlebt. Also sagte man uns sofort, wir sollten es am besten per Anhalter probieren, was hier wohl Gang und Gäbe ist und wir hielten das in diesem Fall auch für die einzig sinnvolle Alternative. Also stellte sich Sarah an den Straenrand und probierte ihr Glück, sodass ich jedes Mal, wenn ein Auto anhielt plötzlich dazugesprungen kam... ;) Tatsächlich machten wir aber irgendetwas falsch, da wir zwar viele "Antworten" auf unser Handzeichen bekamen, wir diese aber nicht so richtig deuten konnten. Einige Autos hielten auch an, jedoch fuhr niemand in dieses Dorf oder wenigstens in die Richtung. Letztlich fanden wir einen guten Mittelweg, indem wir mit einem Taxifahrer mit 12 Euro einen wirklich guten Preis für die 80-Minuten-Fahrt aushandelten. So erreichten wir dann bequem und letztlich auch fix unser kleines, beschauliches Bergdorf, in dem wir uns vorgenommen hatten in einer ukrainischen Familie unterzukommen. Dieses Vorhaben stellte sich letzen Endes als absoluter Glücksgriff heraus und sollte wahrscheinlich zu DEM Highlight des Reiseteils werden. Diese Familie besaß ein großes Haus und vermietete ihre freien Räume an Gäste. Im Mittelpunkt stand dabei der 30-jährige Viktor, der in perfektem Deutsch und Englisch allen Gästen jeden Wunsch von den Augen ablas. Darüberhinaus gab es aber eine unglaublich herzliche und beeindruckende Gastfreundschaft inklusive Vollverpflegung durch die Mutter (grossartiges ukrainisches Essen!). Ausserdem boten sie ihren Gästen an Ausflüge in den Karpaten zu organiseren, da sie einen Guide und einen Kleinbus zur Verfügung hatten. Dieses Angebot nahmen wir sofort war und verbrachten einen fantastischen Tag wandernd in den Karpaten, mit Abstechern zu den lokalen Märkten und einem Hutsul-Museum (Hutsul heißt die Ethnie der Menschen in dieser Region) ständig begleitet von Nikolaj, dem engagierten und ausgesprochen freundlichen Guide für diesen Tag. Ganz besonders angenehm war aber vor allem die Stimmung, die während dieser Tage herrschte, für die vor allem die Gastgeber eine grossartige Voraussetzung schufen. Wir lernten in dieser Zeit tolle und spannende Menschen kennen, die ebenfalls zu der Zeit Gäste in dem Haus waren und mit denen wir die Zeit verbrachten. Ganz besonders müssen wir da Dolf und Luise de Vries aus Holland nennen, die uns unheimlich beeindruckt haben. Die beiden über 70-jährigen reisen seit Jahrzehnten durch die Welt und Dolf schreibt darüber jedes Mal Reiselektüren, die in holländischer Sprache erhältlich sind. Er ist ein realtiv bekannter holländischer Schauspieler, der vor allem mit dem Regisseur Paul Verhoeven (die meisten kennen ihn wahrscheinlich dank Basic Instinct) zusammengearbeitet hat. Mit Dolf und Luise hatten wir so viel Spaß und so viele spannende Diskussionen, das wir diesen Ort nicht verlassen und diese Zeit kaum beenden wollten. Am zweiten Tag wechselten wir die Unterkunft, da sich zahlreiche weitere Gäste ankündigten und hatten die Gelegenheit mit den beiden Holländern noch bei einer weiteren Familie unterzukommen, die mit der Familie von Viktor befreundet ist. Auch hier wurden wir nicht minder gastfreundlich und nicht minder herzlich aufgenommen. Den krönenden Abschluss bildete die Gelegenheit für uns, dass uns eine 4-köpfige ukrainische Familie plus Oma, die ebenfalls allesamt Freunde der Viktor-Familie waren, die knapp 250km bis zur ansonsten kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Grenze zu Rumänien mitnahmen. Bei unerträglichen 34 Grad fuhren wir einige Stunden in einer unvergesslichen Fahrt in einem alten Bulli mit diesen netten Leuten. Die Grenze überquerten wir dann erneut zu Fuß um die direkt anliegende rumänische Grenzstadt Sighetu Marmatiei zu erreichen und dieses aufregende kleine ukrainische Zwischenspiel abzuschließen.



















1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Moin Moin.
Ich habe aus versehen mein Kommentar bei "Moskau-Die Zwischenstation" gemacht. Hatte noch nicht kapiert das mann zu jedem Artikel Kommentare lassen kann und nicht nur zum ganzen Blogg.Würde mich sehr über eine persönliche Nachricht freuen.
Nochmal liebe Grüsse und Küsse,
El Mar